"LAURA UND DAS ORAKEL DER SILBERNEN SPHINX"
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So fängt Lauras drittes Abenteuer an:
KAPITEL 1: Eine schreckliche Botschaft
Die Nacht neigte sich dem Ende zu auf dem ältesten der alten Planeten. Noch immer leuchteten das Gelb des Goldmonds und das helle Blau des Menschensterns über dem Tal der Zeiten, und auch das Siegel der Sieben Monde kündete weithin sichtbar von seiner magischen Kraft. Laura Leander aber hatte keinen Blick für das wundersame Glitzern der Gestirne, die den Himmel von Aventerra zierten wie von groß zügiger Hand verstreute Diamanten. Schulterlanges Blondhaar umspielte das hübsche Gesicht des Mädchens, während es dem Hüter des Lichts furchtlos den Kelch der Erleuchtung entgegenhielt.
Elysion saß auf dem Rücken eines prächtigen Schimmels. Der unendliche Lauf der Welten hatte tiefe Spuren in seinem Antlitz hinterlassen. Der sanfte Hauch des Windes, der durch den Talkessel wehte, ließ seine weißen Haupthaare flattern und fing sich in dem ergrauten Bart, der dem Greis bis auf die Brust reichte. Der Hüter des Lichts lächelte, während er das aus purem Gold gefertigte Gefäß aus Lauras Händen nahm. In seinen blauen Augen spiegelte sich alles Wissen der Zeiten.
"Dir gebührt unser aller Dank, Laura", sprach er mit überraschend sanfter Stimme. "Es war gewiss nicht einfach, den Kelch zu finden und ihn zu uns nach Aventerra zu bringen."
Das Mädchen lächelte verlegen. Laura wusste nicht so recht, was sie antworten sollte. "Ähm", räusperte sie sich. "Das ... Das ist richtig. Aber ich hatte ja Hilfe. Es gab immer jemanden, der mich unterstützt hat. Die anderen Wächter und natürlich auch meine Freunde."
"Ich weiß." Das ehrwürdige Gesicht des Alten hatte einen ernsten Ausdruck angenommen. "Auch wenn wir Krieger des Lichts, die wir auf Aventerra zu Hause sind, uns nicht in die Geschehnisse auf dem Menschenstern einmischen, so bleibt uns dennoch nichts von dem verborgen, was dort geschieht. Und so wissen wir, dass es dort noch immer viele Aufrechte gibt, die sich für das Gute einsetzen und nach besten Kräften dafür streiten. Auch wenn es stets weniger werden."
Laura war, als werde der Mann im schlichten weißen Gewand von Wehmut überwältigt, bevor er fortfuhr: "Und dennoch, trotz all der Hilfe konntest du nur erfolgreich sein, weil du an dich selbst geglaubt hast - und an die Kraft des Lichts. Nur deshalb bist du vor der großen Aufgabe nicht zurückgeschreckt, die das Schicksal dir aufgebürdet hat. Dabei hast du erst den geringsten Teil deiner Aufgabe erfüllt und bist noch lange nicht am Ende deines Weges angelangt."
Stimmt, dachte Laura bekümmert. Papa wird immer noch in der Dunklen Festung gefangen gehalten. Wenn wir ihn nicht schnellstmöglich aus Borborons Kerker befreien, dann hat der Schwarze Fürst ihn vielleicht längst getötet, wenn wir dort eintreffen.
Und das wäre entsetzlich!
Da erhob Elysion erneut die Stimme. "Sorge dich nicht, Laura", sagte er beruhigend. "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um deinen Vater von seinen schrecklichen Qualen zu erlösen."
Laura war, als mache ihr Herz einen Sprung. "Heißt das, dass wir aufbrechen und zur Dunklen Festung reiten, um ihn zu befreien?"
Elysion schüttelte den Kopf. "Nein, das heißt es nicht."
Laura ließ voller Enttäuschung den Kopf hängen, was dem Hüter des Lichts nicht entging.
Rasch fügte er hinzu: "Ich weiß, was du fühlst. Aber dennoch dürfen wir nichts überstürzen. Wir müssen mit Umsicht und Bedacht ans Werk gehen. Einen Plan zu seiner Befreiung zu schmieden braucht Zeit. Habe ich Recht, Paravain?"
Er wandte sich an den Anführer seiner Leibgarde, der in einer strahlend weißen Rüstung auf dem Schimmel neben ihm saß. "Ihr sagt es, Herr", antwortete der junge Ritter. "Es wird nicht einfach sein, unsere Feinde zu übertölpeln. Ihre Zahl ist gewaltig, und ihre Entschlossenheit ungebrochen, sodass es fast unmöglich sein wird, in Borborons Feste einzudringen." Damit wandte Paravain sich um und spähte zu der Hügelkette, die das Tal der Zeiten nach Süden hin begrenzte.
Laura folgte seinem Blick. Auf dem Hügelkamm hatte sich das Heer der Dunklen Mächte aufgereiht. Wie drohende Schatten zeichneten sich die Umrisse der Krieger und Streitrosse im diffusen Licht der Dämmerung gegen den Himmel ab. Die Streiter des Bösen starrten hinunter in das Tal, wo der Schwarze Fürst nahe der magischen Pforte auf einem Rappen saß und die kleine Gruppe um Laura aus hasserfüllten Glutaugen beobachtete. Dicht neben ihm zügelte die Schwarzmagierin Syrin ihr Pferd. Ihre bleiche Fratze war von wilder Wut verzerrt.
Laura wusste sehr wohl, dass es sich bei diesen Heerscharen nur um einen Bruchteil der gewaltigen Streitmacht Borborons handelte, der seit Anbeginn der Zeiten mit den Kriegern des Lichts im Kampf lag und Elysion nach dem Leben trachtete, um dem Ewigen Nichts zur Herrschaft zu verhelfen. Und Laura wusste auch, was ein Sieg des Dunklen Herrschers bedeuten würde: Alles Leben würde vernichtet und damit das Ende der Welten besiegelt werden.
Das Mädchen schluckte. Einen Moment zögerte es, dem bangen Gefühl, das sich seiner bemächtigt hatte, Ausdruck zu verleihen. Dann aber wagte Laura es doch. "Verzeiht mir ... die Frage, Herr, aber ... können wir überhaupt etwas ausrichten gegen einen derart übermächtigen Gegner?"
"Natürlich." Elysion lächelte, als wolle er Laura Mut machen. "Schließlich stehen uns Streiter zur Seite, die an Tapferkeit nicht zu übertreffen sind."
Laura blickte zu den Reihen der Weißen Ritter, die auf den nördlichen Hügeln aufgezogen waren. Auch ihre Zahl war gewaltig, gleichwohl sie bei weitem nicht an die von Borborons Heer heranreichte.
"Zu Verzagtheit besteht kein Anlass", fuhr der Hüter des Lichts fort. "Du weißt doch: Wer auf die Kraft des Lichts vertraut, dem kann alles gelingen. Es gibt mächtige Waffen im Kampf gegen das Böse, die selbst den stärksten Gegner zu besiegen vermögen. Es kostet zwar Mühe, sich in ihren Besitz zu bringen, doch wer schließlich über sie verfügt, dem werden sie eine unschätzbare Hilfe sein - auch dir, Laura. Kehre also getrost zurück auf den Menschenstern, und nutze die Zeit bis zum nächsten Sonnenfest, um deine besonderen Fähigkeiten weiter zu stärken. Denn du wirst noch zahlreiche Prüfungen bestehen müssen, die dein ganzes Können und all deinen Mut erfordern."
"Aber wie, Herr? Wie ...?", begann das Mädchen, als der Hüter des Lichts ihm das Wort abschnitt.
"Geh, Laura!", befahl er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. "Die Sonne wird bald am Firmament erscheinen, und damit wird die Pforte sich auflösen, durch die du zurück auf den Menschenstern gelangen kannst. Nichts aber wäre schlimmer für dich, als zwischen den Welten verloren zu sein. Wenn du also zur Mittsommernacht wieder zu uns zurückkehren willst ..."
In diesen Moment zerriss ein aufgeregtes Wiehern die gespannte Stille, die sich über das Reich der Mythen gesenkt hatte. Es war Sturmwind, Lauras Schimmel.
Elysion stockte, und sein Antlitz wurde fahl.
Besorgt drehte Laura sich nach ihrem Hengst um, der ein paar Schritte von ihr entfernt stand. Sturmwind scharrte unruhig mit den Vorderhufen. Rasch trat sie zu ihm und nahm ihn am Zügel. "Ho, Alter, ho", flüsterte sie beruhigend. "Was hast du denn plötzlich?"
Im gleichen Augenblick meinte sie von Ferne ein Rauschen zu vernehmen, das sich wie das Schlagen gewaltiger Flügel anhörte. Ein Anflug von Sorge verschattete die Züge des Ritters Paravain. Auch die junge Heilerin Morwena auf dem Schimmel neben ihm, die die beiden so ungleichen Männer ins Tal der Zeiten begleitet hatte, wirkte plötzlich bekümmert. Sie spähte gleich ihrem Begleiter hoch zum Himmel, an dessen östlichem Saum schon das erste Grau des Morgens dämmerte.
"Wonach haltet Ihr Ausschau?", fragte Laura alarmiert.
Der junge Ritter wollte schon antworten, als sich die Konturen eines gewaltigen Drachen am Himmel abzeichneten. Er hatte zwei Köpfe und kam rasend schnell näher.
"Geh, Laura!", schrie der Hüter des Lichts ihr zu. "Kehre zurück zum Menschenstern, bevor es zu spät ist!" Und dann ...
WEITERE ZITATE:
Die Schatten um sie herum wurden dichter, doch Laura beachtete sie nicht. Nachdenklich starrte sie auf den eingeebneten Boden. Lag der Rote Tod wieder in seinem Grab? Oder war es leer und einfach nur zugeschüttet worden. Doch sosehr Laura auch überlegte, sie kam zu keinem eindeutigen Schluss. Das gefüllte Grab bewies nichts, aber auch rein gar nichts! Weder dass Konrad Köpfer wieder unter den Toten weilte noch das Gegenteil. Sie hätte sich diesen Abstecher sparen können. Sie war einer fixen Idee aufgesessen, wer auch immer sie ihr eingepflanzt haben mochte. Sturmwinds Wiehern ließ Laura zusammenfahren. Und da sah sie die Krähen. So weit das Auge reichte, schwammen sie gleich einem fliegenden Ölteppich über ihr und verwehrten ihr den Blick zum Himmel. Immer noch gaben die Totenvögel keinen Laut von sich. Dafür stanken sie so entsetzlich, dass Laura würgen musste. Während sie sich noch über die Ursache dieses Übelkeit erregenden Geruchs wunderte, riss der schwarze Vorhang plötzlich auf, und aus der Mitte des Krähenschwarms stieß eine Wesen nieder, das alles an Grauen übertraf, was Laura jemals begegnet war.
*****
Marius zuckte zusammen, als der schrille Pfiff an sein Ohr drang. Kaum war er verklungen, da war weit in der Ferne ein mächtiges Rauschen zu vernehmen, das sich rasch näherte. Wenig später verdunkelte ein riesiger Schatten das Firmament - und schon traten die Konturen eines gewaltigen Drachens aus den Schwaden hervor und hielten direkt auf den Balkon zu. Die Spannbreite der Flügel betrug bestimmt zehn Meter. Sein schlangengleicher Schwanz war mit einem Dorn versehen, sein Leib mit grünen Schuppen überzogen.
Als Marius die beiden Hälse und Köpfe des Drachens gewahrte, musste er unwillkürlich an historische Zeichnungen von grauslichen Seeungeheuern denken. Und an Scylla und Charybdis aus der griechischen Mythologie, die Odysseus das Leben so schwer gemacht hatten. Stetig mit den Schwingen schlagend, schwebte das Untier vor dem Balkon in der Luft und reckte die Köpfe dem Fhurhur entgegen. Boboron zeigte auf das Ungeheuer. Darf ich vorstellen: Gurgulius der Allesverschlinger. Ist er nicht hübsch?"
*****
Lukas und Kaja folgten Laura auf dem Fuß - und so bekam keiner von ihnen mit, dass die Vogelscheuche mit einem Mal den rechten Arm bewegte und die Augen mit der Hand beschattete, als wolle sie sich vor der Sonne schützen. Sie sah den Freunden nach, bis sie zwischen den Bäumen verschwunden waren. Dann, mit einer ruckartigen Bewegung, die den Zylinder ins Wanken brachte, drehte sie sich um und nahm den Eingang der Gruft ins Visier, der ihr bedrohlich entgegengähnte. Mit stocksteifem Rücken verneigte sich die Puppe ungelenk, als stehe dort im Dunkel des Ganges jemand, dem sie ihre Ehrerbietung erweisen müsse. Und tatsächlich - in der schwarzen Höhle des Eingangs schimmerten Augen auf. Zwei Reptilienaugen, die schwefelgelb leuchteten.
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Morwena wandte sich an den Hüter des Lichts. "Habt Ihr eine Vermutung, wie diese Prüfung aussehen könnte, der Laura sich stellen muss, Herr?" "Nein, nicht im Geringsten." Für eine Weile blickte Elysion schweigend durch das Fenster hinaus auf die Ebene von Calderan, die sich von der südlichen Mauer der Gralsburg bis weit zum Horizont erstreckte, wo sie von den schroff aufragenden Drachenbergen begrenzt wurde. Fast schien es, als wolle er in den sich darüber auftürmenden Wolken nach einer Antwort suchen. Alle versanken in grüblerisches Schweigen, bis der Hüter des Lichts seine jungen Gefolgsleute mit ernster Miene anblickte. "Wie immer Lauras Prüfung auch ausfallen mag, so will ich wenigstens hoffen, dass sie nicht ausgerechnet das Orakel der Silbernen Sphinx lösen muss. Denn das hat in der Tat noch niemand geschafft." Paravain und Morwena sahen sich erschrocken an. "Ihr wisst beide, wie sehr ich auf die Kraft des Lichts vertraue", fuhr Elysion feierlich fort. "Aber genauso sehr hoffe ich, dass Laura diese Prüfung erspart bleibt. Denn damit wäre selbst dieses mutige Mädchen dem Untergang geweiht."
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Der Drache war riesig. Vom gehörnten Kopf bis zur Schwanzspitze maß er mindestens zwanzig Meter. Schwefliger Dampf quoll aus seinen geblähten Nüstern, die giftgrüne Schuppenhaut glänzte in der schräg stehenden Sonne. Angriffslustig breitete das Ungeheuer die Hautflügel aus, sein heiseres Brüllen ließ Bäume und Büsche erzittern, während es aus dem Schatten der Burgruine auf Laura zustapfte. Unaufhaltsam rückte es näher. Laura lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Sie schnappte nach Luft und wich unwillkürlich zurück. Angesichts des wütenden Monsters kam sie sich winzig klein vor. Wie ein verschrecktes Kaninchen starrte sie auf das gewaltige Drachenmaul, das sich unter lautem Zischen öffnete und eine Reihe messerscharfer Zähne entblößte. Der tiefe Schlund schimmerte Laura scharlachrot entgegen, als eine hell lodernde Flammenzunge daraus hervorschoss. Reaktionsschnell sprang sie zur Seite, sodass die fauchende Lohe sie verfehlte. Aber schon tat das Ungeheuer einen weiteren Schritt auf sie zu und riss das Maul noch weiter auf, als wolle es sie mit Haut und Haar verschlingen.
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Mühsam rappelte die Seherin sich auf, und ihre Pupillen verengten sich. Sie wandte sich zum Eingang der Höhle und blickte für einen Moment in eine unbestimmte Ferne, als verberge sich dort die Antwort auf Alariks Frage. Schließlich drehte sie sich wieder zu dem Jungen. "Es ist ... so entsetzlich", flüsterte sie. "Wenn ich die Botschaft der Wissenden Dämpfe richtig gedeutet habe, dann schwebt Laura in allergrößter Gefahr!" Alarik schaute die junge Frau verwirrt an. "Und warum?", fragte er ungläubig. "Wenn ich das nur wüsste, Alarik! Die Botschaft der Dämpfe ist nicht immer leicht zu entschlüsseln. Ich konnte nur verstehen, das sie schon bald einer schweren Prüfung ausgesetzt sein wirg. Einer Prüfung, die noch niemand überlebt hat." Mit einem Ruck griff Morwena nach dem Jungen und krallte ihre Finger so fest in seine Schulter, dass er vor Schmerz aufstöhnte. "Hast du mich verstanden, Alarik?" Morwenas Lider zuckten wie im Fieberwahn. "Noch niemand hat die Prüfung überlebt, die Laura Leander bevorsteht!"
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Unerbittlich wankten die vier Skelette heran. Die knochigen Schädel in den Helmen zeigten ein hämisches Grinsen, als würden sie sich an der Todesangst der Geschwister weiden. In ihrer Not ergriff Laura eine Vase von einem Werktisch und schleuderte sie Bardolf entgegen. Sie traf ihn genau am Helm, wo sie scheppernd zerschellte. Der Recke zeigte sich völlig unbeeindruckt. Das Wurfgeschoss vermochte ihn nicht aufzuhalten. Nicht einen Millimeter. "Jetzt tu doch endlich was, Laura!" Lukas schien kurz davor zu sein loszuheulen. "Was denn, verdammt noch mal?" Laura merkte, dass sie wütend wurde. Sie schleuderte einen Tonkrug auf die Monster, und dann noch einen. "Wir sind hier doch nicht bei Harry Potter, wo man den passenden Zauberspruch murmelt und eins, zwei, drei ist die Gefahr vorbei! Das funktioniert hier nicht! Wir sind hier nicht in der Fabelwelt von Hogwarts, sondern in der blutigen Realität!"
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